Gruppentherapie

Wenn ich Patienten darauf anspreche, ob sie nicht auch an einer Therapiegruppe teilnehmen möchten, stoße ich meist zunächst auf Widerstand. Die häufigsten Bedenken sind:
  • Was können andere problembelastete Menschen mir schon nützen?
  • Werde ich nicht die anderen mit meinem Leid überfordern?
  • Ich bin dann wieder der Außenseiter, das hatte ich schon oft genug!
  • Reden kann ich auch im Freundeskreis.
  • Mit der Therapeutin für mich allein bekomme ich mehr und entwickle mich schneller...

Warum biete ich dieses Format dann trotzdem an, obwohl es meist nicht begeistert aufgenommen wird, und auch für mich hohen organisatorischen Aufwand bedeutet?
Die Antwort ist einfach: Weil es hilft!

Im Gegensatz zur Einzeltherapie, in der ausschließlich Sie meine volle Aufmerksamkeit und professionelle Rücksichtnahme bekommen, ist die Arbeit mit Mitpatienten auf Augenhöhe etwas näher am wirklichen Leben. Gruppentherapie ist auf der anderen Seite aber auch ein geschützter Raum, aus dem Sie nicht „rausfliegen", wenn Sie sich anders benehmen als erwartet. Hier können Sie gewohnte Verhaltensmuster gespiegelt bekommen, aber auch neue ausprobieren, weil Sie auf die Mitpatienten nicht persönlich angewiesen sind und dadurch eher ein Risiko eingehen können. Meine therapeutische Anleitung hilft dazu, dass es zwar fair zugeht, aber dass andererseits auch kein oberflächlicher „Kaffeeklatsch" daraus wird. Sie lernen sich selber in Ihren Reaktionsweisen auf die anderen besser kennen; es kann aber auch eine Gruppenatmosphäre entstehen, die sehr vertraut und direkt ist und Ihnen dadurch Halt und Anerkennung in Ihrer persönlichen Besonderheit gibt. Meinungen, Ratschläge, Ausweichen, Konflikte, Bündnisse, Ärgernisse, Geständnisse, Trost, Schweigen... sind in diesem Rahmen willkommen und Schritte auf dem Weg zu echter zwischenmenschlicher Nähe.
Besonders wertvoll finde ich an einer Gruppe, dass Sie und Ihre „Mitstreiter", trotz therapiebedürftiger Probleme, hier auch Ihre starken zwischenmenschlichen Seiten entdecken und damit zu einer positiven Gruppendynamik, zu einem Gemeinschaftserleben beitragen können. Dies nützt gerade dann, wenn Ihr Leben durch Rückzug, Einsamkeit, Misstrauen, mangelndes Selbstwertgefühl, soziale Ängste, oder Selbstüberforderung in eine Schieflage geraten ist.

Die Kombination aus Einzel- und Gruppentherapie hat sich hierbei bewährt. Sie können auf den geschützten Rahmen der Einzeltherapie zurückgreifen, um Selbsterkenntnisse aus der Gruppentherapie zu vertiefen, oder Konflikte erst einmal für sich zu klären, bevor Sie wieder mit den anderen Gruppenmitgliedern darüber sprechen. Andersherum gewinne ich als Therapeutin in der Gruppe oft direkte, wertvolle Zusatzinformationen darüber, wie Sie sich anderen Menschen gegenüber verhalten. Das kann den Therapieverlauf enorm beschleunigen.

Gegenanzeigen: Falls Sie in einer akuten Krise sind, oder dringende Themen haben, die mit viel Scham verbunden sind oder die sozial nicht akzeptabel erscheinen, ist ein geschütztes Einzelsetting besser. Auch sollten Sie für eine Gruppe über grundlegende Fähigkeiten zum fairen Umgang mit anderen Menschen verfügen.

Organisation: Die Gruppensitzungen finden alle 2 bis 3 Wochen statt, um daneben noch eine Einzeltherapie zu ermöglichen. Die Gruppengröße ist 3-6 Personen, wobei ich Wert auf Konstanz und Langfristigkeit lege. Bei der Anleitung der Gruppe weise ich immer wieder, bei jedem neuen Mitglied, auf die Verpflichtung zur Vertraulichkeit hin, d.h. dass keine Informationen über die anderen Teilnehmer nach draußen getragen werden . Ich „oute" niemanden mit Dingen, die ich aus Einzelgesprächen weiß.

Kosten: Tiefenpsychologisch fundierte Gruppentherapie ist eine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen.